© Sylvie Grohne – wortfarben.net
Ungepflückt
Mein Herz, es sendet leise
Morsezeichen übern Zaun.
Denn da stehst du, schöne Rose –
würde dich so gerne klaun.
Doch dann du schöne Blume,
käm ich wieder hier entlang –
wärst verwelkt in einer Vase
und mein Herz ganz ohne Klang.
Herbst
Wer mag nur denken an Vergänglichkeit,
Wenn es Blätter von den Bäumen schneit.
Ist jedes Ende doch ein Neubeginn,
Hat alles Sterben doch auch einen Sinn.
Und stirbt das Jahr nicht sinnenschwer,
In einem wahrhaft schönen Farbenmeer?
Aus Melancholie gewebt – das bunte Kleid –
Wer mag nur denken an Vergänglichkeit.
Eine Liebe
Meer umarmt die Seele
Leidenschaftlich tief
Träumend wacht sie auf
Wusste nicht, dass sie schlief
Flüsternd schreibt der Wind
Mir Gedichte in das Haar
Und fragt mich zärtlich leise
Wo ich so lange war
~
Sea embraces my soul
Passionatly deep
Dreaming, it wakes up
Didn’t know it was asleep
The stormy wind is writing
Poems into my hair
Where have you been my love
It whispers in the air
Gegengewicht
Wenn man dir sagt,
du seist zu empfindsam
und sensibel,
dann trage dein weiches Herz
mit Stolz.
Denn die Welt
braucht einen Ausgleich
für die fehlenden Herzen
und für die,
aus Stein und Holz.
Drachentöter
die Drachen fliegen tief
ich träum vom Haus am Meer
zähl die Schäfchenwolken
sehe ihnen hinterher
schlendere durch die Dünen
spür die Flügelschläge
ignoriere ihre Schatten
und gehe meine Wege
zwischen all den Dornen
schimmern Rosenblüten rot
küssen stolz das Leben
als gäb es keinen Tod
die Schmetterlinge singen
mir mein Lieblingslied
tanzen über Blumenwiesen
die sonst keiner sieht
ich lache mit dem Wind
der mein Haar zerwühlt
meine Innenstürme kennt
und der mit mir fühlt
der kalte Hauch der Drachen
ist der Nebel meiner Welt
mit dem ich die Rosen tränke
so wie es mir gefällt
und sie blühn in allen Farben
blühen wild und überall
wachsen hoch hinaus
zum Überlebenswall
ja, die Drachen fliegen tief
doch mein Herz schlägt sacht
denn ich höre schon die Sterne
bald schon wird es Nacht.
der Mond kennt meinen Namen
doch Drachen kennt er nicht
sie zerfallen stets zu Staub
in seinem Mondenlicht
Novembermond
Sieh das letzte Blatt am Baum
Frierend im Novembermond
Das tapfer mit dem Nordwind kämpft
Doch es bleibt nicht unverschont
Heftig reißt der Sturm an ihm
Und dann löst es sich ganz sacht
Voller Angst mit einem Traum im Arm
Sinkt es langsam in die Nacht
Doch spürt es nun des Lebens Kuss
Während es verweht – vergeht
Nimmt lächelnd das Versprechen an
Dass es als Knospe aufersteht
Dämmerung
Dein Mund flüstert mit leisem Klang
sind getrennt nur durch den zarten Saum
der wie ein Schleier, fein gewebt
zwischen Wahrhaftigkeit und Traum
schläfst Du oder schlaf gar ich
dämmernd in den Tag hinein
nur im leichten Lidaufschlag
liegt die Verbindungstür zum Sein
doch in der Transzendenz da bleibt
die Frage noch im Raum
hab ich Dich wirklich nur geträumt
oder bin ich gar Dein Traum
Wilder Mohn
Manchmal gleich ich einer Rose –
unnahbar im schönsten Kleid
und manchmal einem Gänseblümchen,
welches glänzt durch Einfachheit.
Doch bin ich, wie der wilde Mohn,
der Rot in seiner Blüte steht,
tausend Träume in sich trägt
und vor Sehnsucht fast zergeht.
Flucht
der Trauerflor
am Horizont
ergibt sich
blind
der Nacht
Träume
fluten Ödland
farbig
das Morgengrauen
wissend
lacht
Mondnacht
Ich kann den Mond lächeln seh’n
der in unser Fenster schaut,
wie wir zwei so daliegen
engumschlungen – Haut an Haut
Dein Bauch an meinem Rücken
deine Hand auf meinem Bauch
und jetzt bin ich mir ganz sicher-
ein paar Sterne lächeln auch
Einklang der Gefühle
eine tiefe Harmonie
und das Schlagen unserer Herzen
ist eine leise Melodie
Herzwasser
In meinem Herzen
wachsen Blumen
und die Schönste,
das bist Du.
Ganz gleich,
ob Du willst
oder nicht –
ich gieß‘ Dich
immerzu.
Und manchmal wenn
ich traurig bin
von all den Dingen
und dem Sehnen –
dann gieße ich Dich
auch schon mal
mit meines Herzens
Tränen
in meinem Grün
in meinem Grün
liegt eine ganze Welt
ein Ozean
tief und weit
Herrscharen bunter Fische
ziehen wie Träume
durch meine Mitte
und in den Korallenbänken
meines Grundes
bist Du eine Perle
deren Glanz
hoch bis zur Oberfläche reicht
leuchtend
in meinem Grün
Albatros
Seht mich an!
Hört mir zu!
Ich will endlich reden.
Herausschreien,
Was in meinem Innersten brennt.
Das Brandmal meiner Seele,
Das von euch niemand kennt.
Es war schon immer da,
Unbemerkt, betäubt, verdrängt.
In Autorität eingepackt
Und in Norm gezwängt.
Zu lang hab‘ ich geschwiegen.
Stumm akzeptiert.
Hab euren Standpunkt
Oft nicht kapiert.
Ließ mich von vielen Händen führen,
In Richtung Unbekannt,
Folgte mit verbundenen Augen
Dem Druck einer Hand.
Ich war so,
wie ihr es wolltet:
Angepasst, fügsam und klein,
Doch das Blatt hat sich gewendet –
Ich will nicht mehr
Nur Durchschnitt sein.
Nur noch ich selbst!
Aus grau wurde rot,
Aus Nebel Sonnenschein.
Aus der Glut wurde Feuer
Und aus Wasser wurde Wein.
Träume fingen an zu atmen
Wie ein Albatros im Wind.
Seine Starts sind unbeholfen,
Doch sein Flug stark und bestimmt.
„Albatros“ gewann den „Jokers Lyrik-
Preis“ 2005
Unsterblich
Ich bin die Sonne, die dir ins Gesicht scheint
Ich bin der Regen, der dir ins Gesicht weint
Wo auch immer Du bist, da werde ich sein
Ganz gleich was passiert, du bist nicht allein
Ich komme zu Dir als schöner Traum in der Nacht
Bin dein Engel, der stets über dich wacht
Sei nicht traurig, wenn ich jetzt für immer träume
Höre mein Flüstern im Rascheln der Bäume
Ich schicke dir Regenbogenfarben in dein Herz
Puste Dir als Wind über deinen Schmerz
Küsse und streichle dir sanft dein Gesicht
Und scheine dir manchmal im Dunklen als Licht
Dein Lachen wird als Echo in mir klingen
Bei jedem Lied werde ich leise mitsingen
Nein, ich bin nicht tot, ich bin noch hier
Tief in deinem Herzen – ich bin bei dir
© Sylvie Grohne – wortfarben.net