Es wird Zeit sich zu verabschieden.

2016 – ich lasse dich los. Du warst kein einfaches Jahr und du hast mich an so manchem Tag verdammt gebeutelt und Nerven gekostet. Du hast Pläne durchkreuzt, Termine weit verschoben und Schmerzen bereitet, sowohl physische als auch seelische.
Veränderungen gab es auch einige und manchmal ist es nicht leicht zu sagen, ob sie gut oder schlecht waren. Vielleicht kann ich das im nächsten Jahr sagen, aber vielleicht auch erst noch später, denn wir verstehen das Leben oft erst rückwärts. Manches wird sich uns nie ergründen. Aber du hast mich auch neue Dinge gelehrt … über mich selbst, die Menschen und das Leben. Hast mich an bereits Erlerntes erinnert, weil ich es mal wieder vergessen oder verdrängt habe.

Ohne Dunkelheit kein Licht. Das ist eine immer wiederkehrende Botschaft des Lebens und sie ist nicht nur Teil meiner Geschichten, sondern sie ist eines der Fundamente unserer Welt, so wie Tag und Nacht und Ebbe und Flut. Rosen haben Dornen und doch sind sie wunderschön. So wie auch du es warst, auch wenn ich es nicht jeden Tag sehen konnte. Dich manchmal verflucht und 2017 herbeigesehnt habe, in der Hoffnung, dass es glitzernder, freundlicher und mit weniger Dornen ausgestattet ist.
Doch es wäre unfair nur auf die Schattenseiten zu schauen. Es gab so viele wunderschöne Tage und Momente für die ich sehr dankbar bin und die ich nicht missen möchte. Wunderbare Menschen um mich herum und dazu zähle ich auch hier auf Facebook so manchen Freund, Autor, Leser und Blogger. Ich glaube einige von euch wissen gar nicht wie glücklich es mich macht, dass es euch gibt. Eure Postings, Nachrichten, Liebenswürdigkeiten und auch eure Loyalität und Geduld. Trotz der Verzögerungen und der Tatsache, dass ich nicht so viel publiziere wie andere, seid ihr noch da und das ist einfach schön. In der Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft ist das nicht selbstverständlich und ich weiß es zu schätzen und freue mich, weil ich mich so wie ein Mensch fühle und nicht wie ein Produkt.

Doch jetzt noch einmal zu dir 2016:
Du hast mitbekommen, dass mein gefühltes Alter zwischen dem eines Teenagers und Methusalem liegt. Mit dir bin ich 50 Jahre alt geworden. An dieser Stelle könnte ich mich über einige Begleiterscheinungen des Alters beschweren, aber ich tue es nicht. Viele Menschen wollen alt werden, aber keiner will es sein. Ich durfte 50 werden. Vielen Menschen bleibt es verwehrt ein halbes Jahrhundert alt zu werden. Somit warst auch du mit all deinen Höhen und Tiefen ein Geschenk des Lebens und ich hoffe, dass ich noch einige Geschenke auspacken darf.

Für die Künstler David Bowie und Prince wird es keine neuen Geschenke geben. Von all den bekannten Menschen, die uns in diesem Jahr verlassen haben, hat mich ihr Tod am meisten berührt, weil diese fantastischen Musiker ein wichtiger Teil meiner eigenen Vergangenheit waren. Der Gedanke, dass sie jetzt den Himmel rocken gefällt mir. Bei traurigen Dingen halte ich mich meist an schönen Gedanken und Verknüpfungen fest. Ganz gleich, ob sie wahr sind, oder nur Wunschgedanken – so zu denken gibt Trost und Kraft.

Du hast mich wieder daran erinnert, dass die echten Dinge im Leben zählen und dass diese echten Dinge kostbar und rar sind. Manchmal erkennt man etwas Echtes in der Masse an Oberflächlichkeiten nicht gleich, verirrt sich, doch irgendwann spürt man den Unterschied. Man zieht es wie ein Buch aus dem Regal und fühlt dessen Besonderheit und dann will man nichts anderes mehr – nur Echtes. Worte. Gefühle. Freunde. Liebe. Leben.

Die Geschwindigkeit mit der die meisten Menschen durchs Leben hetzen macht mich schwindelig. Ich kann und will nicht mithalten, muss nicht in jeder Minute wissen was ein anderer tut, wo er es tut und wie. Für mich ist es ein elementares Bedürfnis öfters vom Karussell abzusteigen. Dann möchte ich schlendern und träumen. Träumen ist für mich wie das Atmen. Existenziell. Ich genieße die Stille, weil ich mich durch sie wieder viel besser hören kann. Selbst die Stimmen der ungeschriebenen Geschichten werden dann lauter und eindringlicher. Und ja – auch das Schreiben ist lebensnotwendig. Ich sammle lieber Worte anstatt Menschen. Soziale Interaktionen sind nicht immer leicht für mich. Online kann ich dadurch nicht mit dem Strom mithalten, aber ich habe längst aufgegeben der Geschwindigkeit anderer Menschen hinterherzurennen. Anderssein ist legitim. Auch introvertierte, hochsensible Träumer haben einen Platz in dieser Welt, selbst wenn sie durch ihr Anderssein oft in verkehrten Schubladen landen. Ich mag all die Tage, an denen ich das mit Gelassenheit hinnehmen kann.

Vielleicht mag ich Menschen die ein wenig anders und ein wenig verrückt sind so gerne, weil sie mir ein familiäres Gefühl geben. Manchmal sind es die kleinen “Fehler”/Besonderheiten an Menschen, die sie zu etwas vollkommen Einzigartigem werden lassen. Ich bin sehr glücklich auch 2016 einigen solcher liebenswerten Verrückten begegnet zu sein. Menschen, die einen so sein lassen können, wie man ist. Menschen, die einen so mögen und lieben wie man ist. Das sind ebenfalls Geschenke des Lebens.
Daher an dieser Stelle einen besonderen Gruß an all die zauberhaft Verrückten da draußen. Ihr seid einzigartig und wunderbar, genau so, wie ihr seid.

Ich wünsche uns allen friedliche Weihnachten, denn auch das ist leider nicht selbstverständlich und ein großartiges, glitzerndes 2017.

Fühlt euch ganz lieb gedrückt.♡
Sylvie